#51 Renée Schroeder: „Ich habe das Empathie-Gen“

Shownotes

40 Jahre lang hat Biochemikerin Renée Schroeder die Ribonukleinsäure erforscht. Jetzt widmet sie sich mit der gleichen wissenschaftlichen Exaktheit den Wildkräutern, die sie rund um ihren „Leierhof“ in Abtenau (Salzburg) sammelt und deren Wirkung sie im eigenen Labor erforscht. Gemeinsam mit „Welt der Frauen“-Autorin Ursel Nendzig hat sie in den vergangenen Jahren etliche Bücher geschrieben. Heute sind sie enge Freundinnen. Podcast-Gastgeberin Birgit Brunsteiner hat am Leierhof mit Blick auf den Dachsteingletscher mit den beiden Frauen über ihre Zusammenarbeit, Renée Schroeders Faszination für Wildkräuter und ihren Weg als Frau in der männerdominierten Wissenschaftswelt gesprochen. Warum sie, die als eine der ersten Frauen in die Akademie der Wissenschaft aufgenommen wurde, diesen „Männerklub“ auch gleich wieder verlassen hat, warum sie ein Buch über ihr Leben mit 131 Jahren schreibt und wie sie Ursel Nendzig vor 15 Jahren „empowert“ hat, trotz Baby ein Buch zu schreiben, erzählt die immer noch neugierige Forscherin, die mit ihren Kräutern auch gerne einmal auf den Wochenmärkten rund um Abtenau steht und nie aufhören will, Fragen zu stellen.

Wenn Ihnen diese Folge gefallen hat, testen Sie auch unsere Printausgaben von „Welt der Frauen“. Mit einem Abo des ältesten Frauenmagazins Österreichs unterstützen Sie wertvollen Qualitätsjournalismus für Frauen.

Transkript anzeigen

00:00:02: Ich wollte euch als Kind nicht normale Dinge machen.

00:00:04: Also heilaten und Kinder kriegen oder dann nicht werden wollte ich nicht.

00:00:08: Willkommen bei Welt der Frauen, der starken Stimme für Frauen, immer am Puls der Zeit.

00:00:14: Wir verbinden Qualitätsjournalismus mit Wissen, niveauvoller Unterhaltung und Praxisnamenservice mit allem, was Frauen stärkt und inspiriert.

00:00:24: Welt der Frauen begleitet ihre Leserinnen seit nineteenhundert sechsundvierzig als Magazin,

00:00:30: digital

00:00:30: auf www.weltderfrauen.at und jetzt auch zum Hören als Podcast.

00:00:36: Hallo, ich bin René Schröder.

00:00:39: Ich wohne jetzt seit sieben Jahren am Leierhof.

00:00:41: Bin sozusagen pensionierte Biochemikerin und Kräuterhexe.

00:00:45: Hallo, ich bin Urs Lenzig.

00:00:46: Ich bin Autorin und Chefin vom Dienst bei Welt der Frauen.

00:00:51: Und ich bin Birgit Brunsteiner und freue mich, dass Sie wieder mit dabei sind beim Welt der Frauen Podcast.

00:00:57: Wir drei sitzen hier auf ungefähr eine hundert Meter Seehöhe, hoch über der Ortschaft Abtenau im Salzburger Land, auf dem von René Schröder schon angesprochenen Leierhof.

00:01:10: Wir haben einen wunderbaren Blick auf den Dachsteingletscher, der da rüber lacht.

00:01:15: Rund um uns Natur, Grüne, Wiesen, Wälder.

00:01:20: Eine Unmenge von Gräsern.

00:01:22: Es ist ein wahrliches Naturidyll, das René Schröder sich hier oben geschaffen hat.

00:01:29: René, ich darf dich kurz noch vorstellen.

00:01:31: Du wurdest in Brasilien geboren.

00:01:33: Biochemikerin, hast am Institut für Biochemie der Max Perots Labs in Wien gelehrt, warst im Jahr Zwei-Tausend-Zwei-Wissenschafterin des Jahres, bist vielfach ausgezeichnet unter anderem mit dem Wittgensteinpreis und unzähligen anderen Preisen.

00:01:50: Heute beschäftigst du dich mit der Heilkraft der Kräuter in den Achtzigerjahren, was du maßgeblich an der Forschung der Ribonucléansahre kurz RNA genannt beteiligt.

00:02:02: Ja.

00:02:02: Wie kam es überhaupt dazu, dass René Schröder zur Wissenschaftlerin wurde?

00:02:09: Das ist kein klassischer Berufswunsch von kleinen Mädchen, oder?

00:02:13: Naja,

00:02:14: ich wollte euch als Kind nicht normale Dinge machen.

00:02:17: Also, heiraten und Kindergringen oder Nonne werden wollte ich nicht.

00:02:20: Und mich hat es eigentlich immer interessiert.

00:02:23: Also meine interessanteste Frage in meinem Leben schon als Kind war, was ist Leben und wie ist Leben entstanden?

00:02:29: Das erste Mal, wie die Dinosaurier ausgestorben sind, wie war das?

00:02:33: Also das war schon Ur-Submexperiment in der Schule, habe ich das schon zum Artur-Frage.

00:02:37: Das hat mich schon immer beschäftigt.

00:02:39: Wie ist das Leben entstanden und welches Molekül ist das Wichtigste, dass das Leben hat entstehen können?

00:02:44: Und das war der Ribonuclein-Säure.

00:02:46: Ich habe halt vierzig Jahre damit gearbeitet.

00:02:48: Das hat sich so ergeben.

00:02:50: Also ich bin ja nicht für zu viele Planen.

00:02:53: Ich mache ein Projekt, so kurzzeitplanen-Projekte.

00:02:56: Aber das Leben darf man nicht zu stark planen, weil sonst wird man blind.

00:03:00: Und ich glaube, das Wichtigste für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, für Männern natürlich auch, ist die Fähigkeit, Dinge wahrzunehmen, zu beobachten, dass man nicht blind durchs Leben rennt, sondern merkt, aha, komisch, was ist denn das?

00:03:13: Wie geht denn das?

00:03:14: Und dann ist man eigentlich, und das ist hier genauso im Labor oder auf den Wiesen, man sieht in der Pflanze, man bemerkt was, es ist einfach diese Wahrnehmungsfähigkeit.

00:03:24: Das hat sich so ergeben, hast du kurz gesagt.

00:03:27: Ergeben hat sich auch, dass wir jetzt in dieser Dreierkonstellation da sitzen.

00:03:32: Meine liebe Redaktionskollegin von Welt... Meine liebe

00:03:35: Freundin Ursul.

00:03:36: Ja, und meine Redaktionskollegin von Welt der Frauen.

00:03:42: Bekannt von ganz, ganz vielen wunderbaren Texten in unserem Magazin.

00:03:46: Aber ihr beide oder euch beide verbindet eine ganz tiefe Freundschaft.

00:03:53: die auch mit deinen Beruf als Forscherin und deinen Beruf als Schreiberin zu tun hat.

00:03:58: Ursula, wie kam es?

00:04:01: Es war damals so, dass der Residenzverlag die Renée relativ lange bearbeitet hat.

00:04:07: Sie möge doch ein Buch schreiben.

00:04:09: Ich glaube, da gab es wirklich sehr viele Briefe anrufen und E-Mails, bis du dann irgendwann gesagt hast, gut okay, aber worüber?

00:04:15: und dann kam die Idee, dass die Renée ein Buch schreiben möchte über ihre Sicht auf die Welt, also über Weltbild.

00:04:21: Das war so... Die Idee.

00:04:24: und weil sie damals noch mitten im Forscherinnenleben stand, hat es darum gebeten, dass sie eine Autorin zur Seite gestellt wird, weil sie das einfach alleine zeitlich und auch von der Mechanik her, wie schreibt man denn überhaupt ein Buch, nicht hingekriegt hätte alleine.

00:04:40: Darf ich das so sagen?

00:04:41: Ja,

00:04:41: fast zu der Prozente.

00:04:43: Und ich wurde dann angerufen vom Verlag, einfach weil ich als Autorin Bekannt war bei diesem Verlag und die haben uns zusammengebracht und das hat sofort Glück gemacht.

00:04:54: Ich war damals in Karrenz mit meinem ersten Kind, das ist fünfzehn Jahre her und habe diese, damals am Anfang war für mich das vor allem das Tolle, dass die René einfach gesagt hat, bring halt den Baby mit, weil ich hatte totale Vorbehalte.

00:05:11: Ich habe mir gedacht, Wie soll das gehen?

00:05:12: Ich habe einen Zäugling und dann sind wir gesessen und haben an dem Buch gearbeitet.

00:05:16: Ihre Nähe hat das Baby gehuppert und ich habe das Diktigerät gehalten.

00:05:21: Und das war für mich in so vielerlei Hinsicht eine tolle Erfahrung.

00:05:27: Zum einen weil das einfach sehr empowernd war, dass eine Frau sagt, ist doch kein Problem.

00:05:32: Du bist ja deswegen jetzt nicht aus dem Rennen, nur weil du ein Baby hast.

00:05:35: Das bringst du einfach mit und das machen wir schon.

00:05:37: Und auf der anderen Seite einfach auch inhaltlich.

00:05:41: Ich bin gar keine Naturwissenschaftlerin vom Background her und fand das wahnsinnig faszinierend, dass jemand mir seine neue Welt eröffnet hat damals.

00:05:53: Ich habe in der Schule Chemie gehabt, aber das ist ja nur so oberflächlich und auch so uninteressant mir zumindest erzählt worden, dass das für mich wirklich eine neue Welt war.

00:06:06: große Begabung darin, Dinge sehr einfach zu erklären.

00:06:11: Wie viele Bücher habt ihr in der Zwischenzeit gemeinsam gemacht?

00:06:13: Ich weiß nicht,

00:06:14: vier, fünf,

00:06:15: sechs.

00:06:16: Also wir haben drei gemacht, dann habe ich deine Biografie geschrieben.

00:06:20: Jetzt aktuell haben wir das Kräuterbuch, aber

00:06:22: da hast alle meine Bücher reagiert.

00:06:24: Ja, ich habe zumindest immer ein bisschen geholfen, sagen wir so.

00:06:28: Wie war denn das ganz am Anfang?

00:06:29: Gab es da bei dir schon, dass du selbst, du bist zwar Akademikerin, aber keine Forscherin, keine Wissenschaftlerin, gab es da schon eine Art Berührungsangst oder vielleicht sogar auch ein bisschen Lampenfieber, ob man denn den hohen Ansprüchen einer Wissenschaftlerin auch gerecht werden kann oder ob du das kannst?

00:06:46: Ja, ja, auf jeden Fall.

00:06:47: Also das hat sich mir sehr schnell genommen, aber das hilft ja oft nichts daran, dass man selber sich denkt, oh je, je, je, werde ich das irgendwie hinkriegen, dass das Auch so mein Job war ja das Ganze in einen lesbaren Text zu gießen, den jeder Frau und jeder Mann dann versteht.

00:07:03: Aber vielleicht ist das auch genau der Schmäh gewesen, warum es so gut funktioniert hat, weil ich habe immer gesagt, wenn ich es verstehe, dann versteht es vermutlich jeder und jeder, der das liest.

00:07:14: Wie schwierig ist denn das René für eine Wissenschaftlerin, das runterzupfen?

00:07:20: brechen, das Wissen, das man hart und auch weitergeben möchte, runterzubrechen auf ein komplett allgemein verständliches Niveau?

00:07:27: Für mich war es eigentlich sehr leicht.

00:07:29: Also angefangen hat es eigentlich in den neunziger Jahre, wie das Gentechnik Volksbegehren war.

00:07:35: Und ich mir gedacht habe, das geht doch aus der No-Go, die Österreicherinnen zu fragen, ob sie Führer gegen Gentechnik sind, wenn sie nicht wissen, was ein Gen ist.

00:07:42: Ich meine, das ist Idiotisch Entschuldigung.

00:07:45: Und ich wurde immer öfters eingeladen, Vorträge zu halten.

00:07:49: Und es ist einem Priester mit Zuschlag aufgefallen, dass die Menschen mir gegenüber nicht aggressiv werden.

00:07:55: Also ich war nicht die Wissenschaftlerin oben auf dem Bodium, die in der Sendung die Wälder klärt, sondern ich habe einfach versucht zu erklären, was ist ein Gen, wie funktioniert ein Gen, wie ist Gen-Technik.

00:08:05: Ich war auch öfters in der Zeit in Volkshochschulen und mir ist aufgefallen, dass die Leute von mir einfach keine Angst haben.

00:08:12: Also wenn zum Beispiel ein Unterrichtstunde zwischen sieben und acht war, war man oft im Mittellach noch dort, wo die gefragt haben.

00:08:18: Ich habe mir dann die Biotika gearbeitet.

00:08:20: Die Leute wollen wissen, was sie sehen, wie das funktioniert.

00:08:23: Also für mich, ich habe das Bedürfnis, den Leuten etwas zu erklären.

00:08:28: Weil es gibt, wenn es jetzt bösartig ist, aber es gibt zwei Typen von Vortragenden, die die zeigen wollen, wie toll sie ist.

00:08:35: und die den Leuten der Geschichte erzählen wollen.

00:08:37: Also du möchtest deine Wissenschaftlerin zum Angreifen sein, verstehe ich das richtig?

00:08:40: Ganz wichtig.

00:08:41: Ganz wichtig.

00:08:42: Machst du ja auch hier ein Abdenau.

00:08:43: Du gehst ja auch mit einem bisschen, du gehst mit deinen Kräutern auf den Markt.

00:08:48: Ja, genau.

00:08:49: Also der Kontakt mit den Menschen war mir immer wichtig.

00:08:52: Fällt mir auch sehr leicht.

00:08:53: Und da muss ich wieder dazu sagen, was ein bisschen lustig ist.

00:08:56: Es gibt ein Gehen dafür, was den Menschen optimistisch und empathisch macht.

00:09:00: Das ist der Oxytocin Receptor.

00:09:01: Ich habe mal einen Genosequenzierenlass und ich habe diese Mutation.

00:09:05: Und das macht den Kontakt mit Menschen einfach viel leichter.

00:09:09: Das ist das Gegenteil vom Autismus.

00:09:11: Das heißt, ob ich ein sympathischer Mensch bin oder nicht, ist genetisch angedeckt?

00:09:15: Empathisch.

00:09:15: Empathisch, ja.

00:09:17: Also

00:09:17: ich merke eigentlich relativ schnell, wie es einem dann geht.

00:09:21: Das hat man einfach.

00:09:21: Und das ist wahrscheinlich auch diese Wahrnehmungsfähigkeit.

00:09:23: Man ist offen.

00:09:25: Hast du das auch so gespürt in der Zusammenarbeit?

00:09:28: Ja, ich habe gerade nebenher darüber nachgedacht.

00:09:30: Ich war mit der Rene, ich war schon oft hier im Leihorf auf Besuch und unter anderem waren wir auch mal zusammen beim Wochenmarkt hier in der Region.

00:09:37: Gibt es einen Wandermarkt?

00:09:38: Da kommen die Einheimischen einfach ganz normal ihre Einkäufe machen, ihr Fleisch und ihren Honig und eben auch ihre Tees und Seifen kaufen.

00:09:46: Und ganz oft hat sich ein... sehr schnell, sehr tiefes Gespräch entwickelt.

00:09:52: Also aus, was ist denn da drin in dem Tee, ist dann relativ schnell wirklich ein Gespräch geworden über, wie sicher ist denn jetzt die Corona-Impfung wirklich?

00:10:00: und was ist jetzt überhaupt, ist jetzt Gentechnik wirklich schlecht.

00:10:04: Also das merkt man total, dass die Menschen das gerne annehmen.

00:10:10: Diese, was du vorhin beschrieben hast, dass du einfach gerne erzählst, dass du eine Wissenschaft zum Angriff bist, dass du deinen Wissen nicht für dich behalten willst, sondern es gerne teils und vor vielfältigst.

00:10:20: Und das merkt man.

00:10:21: Ganz schnell.

00:10:22: Wir

00:10:22: bleiben jetzt gleich bei den Wildkräutern.

00:10:24: Warum denn von der Biochemikerin zur Kräuterhexe?

00:10:29: Das ist jetzt nicht von mir, das gab es in manchen Überschriften in Artikeln über dich.

00:10:34: Wie kam dieser Schritt?

00:10:35: Und du machst das hier ja auch hochwissenschaftlich mit deinen Kräutern?

00:10:37: Es ist identisch.

00:10:39: Ja, es ist eigentlich, ich bin nach wie vor die Wissenschaftlerin Biochemikerin.

00:10:42: Ich habe immer irgendwelche Zellen aufgemacht und irgendwelche Stoffe rausgeholt.

00:10:46: Natürlich im Labor waren es Mikroliter und jetzt sind es halt Liter und Kilo.

00:10:52: Aber so anders ist es nicht.

00:10:54: Die Vorgehensweise ist ähnlich.

00:10:57: Es kam einfach so, weil es war eigentlich meine Kinder, die diesen Bauernhof eigentlich erstanden haben und sehr landwirtschaftlich gewidmete Fläche.

00:11:04: Das muss bewirtschaftet werden, aber Kühe und Schafe, der Schweine wollte ich schon gar nicht.

00:11:08: Und dann habe ich immer die Wiesen angeschaut und dann habe ich so voll gewusst, das ist eine ganz tolle Wiese.

00:11:14: Und da wächst so viel.

00:11:15: und dann ist nämlich auch noch der Nachbar, der Vater vom Nachbarbauer gekommen.

00:11:20: Da vom Zopfhof und er hat mich gebeten, ob er weiterhin pflücken kann, wenn es jetzt mir gehört, sage ich ja, mit einer Voraussetzung.

00:11:29: Er muss mir sagen, was er damit macht.

00:11:31: Und er sagt, er nimmt eh nur die Schafgabe.

00:11:33: Und das tut er in Korn und damit tut er sich ein, reiben, trinken, zähne, putzen, alles damit machen.

00:11:37: Dann habe ich mal nachgelesen, was kann die Schafgabe?

00:11:40: Und dann habe ich gewusst, das ist das Richtige.

00:11:43: Es ist ein Kräuterhof.

00:11:44: Es haben zwar viele sich gewohnt, das war es.

00:11:46: Ein Kräuterhof, es soll das sein.

00:11:48: Ja, das ist einfach ein Hof, wo Kräuter.

00:11:50: gemacht werden.

00:11:51: Das Kräuterwissen oder das Wissen über die Wirksamkeit und auch über das, was Kräuter können, das ist ja ein sehr altes, tradiertes Wissen.

00:12:02: Ist das jetzt vielleicht auch so eine Art Versuch, dem eine wissenschaftlich fundierte Basis zu geben?

00:12:09: Oder warum geht es dir da jetzt bei der Forschung der Kräuter?

00:12:12: Es gibt mir um die Evidenz.

00:12:13: Also erzählen kann man alles.

00:12:17: Und das ist ein Spanner, da ist es ja jahrtausende lange Erfahrungen, zum Beispiel die Schafgabe heißt Achillea.

00:12:22: Und Achilles, mit Achilles Pferde, die haben damals schon die Wunden mit Schafgabenextrakt behandelt.

00:12:28: Und ich meine, ich mache die Forschung ja nicht selbst, ich lese nur die ganzen Artikel, die es gibt in den Datenbanken.

00:12:35: Und wenn es genug Artikel gibt, die gut geschrieben sind, wo Evidenz da ist, dass dieser Wirkstoff drinnen ist und dass er dann bestimmte Wirkung hat.

00:12:42: Manchmal kann man heil versuchen oder klinische Studien.

00:12:45: dann ist es für mich abgesichert.

00:12:47: Und es gibt natürlich viele Kräuter, die nur überliefert sind, das wissen.

00:12:52: Nicht untersucht, das heißt nicht, dass es nicht wirkt.

00:12:54: Es ist halt nicht bekannt, was drinnen ist und wie es wirkt.

00:12:58: Und vielleicht wirkt es auch gar nicht.

00:13:00: Weil Placebo ist ja auch ein sehr starker Effekt, dass man so die Selbsteilungskräfte aktivieren kann.

00:13:06: Aber mir geht es schon darum, zu wissen, welche Wirkstoffe sind in der Pflanze, sind die jetzt wasserlöslich, sind das ätherische Öle, ist es öllöslich, wie kriege ich die raus?

00:13:17: Und ist es in der Wurzel oder in der Blüte?

00:13:19: Und zu welcher Jahreszeit, zu welcher Tageszeit?

00:13:22: Ja, da gibt es halt sehr viel Berichte drüber, Artikel drüber und die suche ich mir halt zusammen und dann versuche ich sozusagen, guter Salmen oder Tincturen zu machen und das rauszuholen.

00:13:33: Die Schafgabe hast du schon erwähnt?

00:13:36: Ursul, in dieser Zusammenarbeit auch zu diesem Buch Gab es da ein Graut oder eine Pflanze, das du für dich neu entdeckt hast oder überhaupt entdeckt hast?

00:13:46: Ich muss dazu sagen, ich habe schon von Kind an eine große Affinität zu wilden Pflanzen und Kräutern.

00:13:54: Für mich als Kind war da ein Spaziergang mit meiner Großmutter.

00:13:57: Man musste alle drei Meter stehen bleiben und irgendeine Pflanze bestimmen und beobachten und so weiter.

00:14:03: Mir ist das schon sehr vertraut und sehr nahe.

00:14:07: Ich habe aber kein Wissen darüber in dem Sinne, wie die René das jetzt gerade beschrieben hat, sondern ich habe da jetzt auch sehr viel von dir gelernt und über das mitgenommen.

00:14:19: Ich finde es ganz spannend, dass man ja oft das Gefühl hat, da gibt es die sogenannte Schulmedizin.

00:14:24: Ich finde den Begriff schwierig, weil für mich gibt es Medizin oder eben nicht Medizin, aber ich finde den Begriff Schulmedizin schwierig.

00:14:32: Und man hat oft den Eindruck, es gibt eben die Medizin und dann gibt es die Kräutel und dann gibt es dieses ganze Drumherum.

00:14:38: Aber das ist ja oft das Gleiche.

00:14:40: Also ganz viele der Medikamente, die wir nutzen, passieren ja oft pflanzlichen Wirkstoffen.

00:14:46: Ja.

00:14:47: Es gehört eigentlich zusammen.

00:14:48: Genau.

00:14:48: Und das ist eher so meine Erkenntnis oder das, was mich fasziniert, was ich jetzt auch durch die Rene gelernt habe, dass es einfach nicht entweder oder ist.

00:14:59: Also man muss sich da nicht entscheiden, ganz im Gegenteil.

00:15:01: Und ansonsten bin ich relativ fasziniert einfach davon, dass es tatsächlich vor unserer Nase wächst.

00:15:07: Also wenn ich mir denke, zum Beispiel hier auf dem Tisch steht ein Blumenstrauß, der gerade heute gepflückt wurde.

00:15:13: Da ist ein Johannes Grau dabei.

00:15:14: Das ist ein total unscheinbares Grau, dieses Gelbe.

00:15:17: An dem geht man permanent vorbei, aber das hat extrem... Also das hat eine nachgewissene Wirkung, das ist angsthemmend und so weiter, kennt man ja auch, gibt es auch in der Plattenform.

00:15:29: Und das finde ich eher spannend.

00:15:31: Das ist auch sehr spannend und ich sehe auch noch ganz viele andere Pflanzen, wo ich jetzt gern fragen würde, was haben die ferne Wirkung, aber da würden wir unseren Zeitrahmen wirklich sprengen, kann man eh alles im Buch nachlesen, auch wahrscheinlich.

00:15:42: Und du hast vorhin die Corona-Impfung angesprochen, Ursel.

00:15:46: Gerade seit Corona.

00:15:49: Spüren wir in Österreich eine Wissenschafts-Skepsis, von der ich jetzt selber gar nicht sagen kann, ob es die vorher in der Form auch schon gab, ob sich jetzt nur sichtbar geworden ist, ob die immer schon da war.

00:16:02: Tatsächlich ist sehr viele Menschen in unserem Land sind sehr wissenschafts-skeptisch.

00:16:09: Und warum ist das so?

00:16:11: Es ist mir unerklärlich, ich denke auch sehr viel darüber nach, auch jetzt in Amerika, was da passiert.

00:16:16: Ich glaube, die Gesellschaft spaltet sich sowieso.

00:16:20: In links und rechts Religionen spalten die Menschen.

00:16:23: Es ist glaube ich schlechter Politik.

00:16:26: Extrem schlechter Politik der letzten zwanzig, dreißig Jahre.

00:16:30: Weil er jemand gewählt werden will, macht er sich toll und die anderen schlecht.

00:16:35: Und das trennt die Menschen.

00:16:37: Und man soll eigentlich das gemeinsame suchen und es gibt viel Gemeinsames.

00:16:41: Und es begann ja schon diese Spaltung in den Ende der neunzig Jahre mit Heider und rechts oder links.

00:16:46: Und es wird politisch missbraucht, um die Menschen in Lager einzuteilen.

00:16:51: Und Corona war natürlich ein extrem gutes Beispiel, dass Politik gemacht wird.

00:16:58: Und es ist ein No-Go.

00:17:00: Mit einer Krankheit, die eigentlich lebensgefährlich ist, Politik machen zu wollen, rechts oder links Partei oder nicht, das ist eigentlich ... Unerlaubt, also das finde ich einfach letztklassig.

00:17:11: Das alles passiert ja auf ganz viel Meinung und auf sehr wenig Wissen bei etwas.

00:17:15: Ja,

00:17:15: null Wissen.

00:17:16: Kant hat uns schon erklärt den Unterschied zwischen Glauben und Wissen.

00:17:19: Das wäre die wichtigste Erziehungsarbeit an den Jugendlichen.

00:17:23: Was ist Glauben, was ist Wissen und was ist eine Meinung?

00:17:27: Ja, da glaube man kann glauben, was einem gefällt, was man will.

00:17:30: Das braucht keiner Bezug zur Realität.

00:17:32: Bei der Wissenschaft muss man immer Fragen stellen und kann sich nie sicher sein.

00:17:36: Und wenn so eine Epidemie kommt, sind die Menschen verunsichert, weil die war ja nicht ohne.

00:17:41: Also das Virus am Anfang immer, wenn ein neues Virus kommt, ist es meistens aggressiv.

00:17:47: Und es war neu.

00:17:48: Das heißt, niemand konnte sagen, was zu tun ist und wie sich entwickelt.

00:17:53: Und das war für Menschen, die gern, glaube ich, eine Zogen sind, da muss einer ihnen sagen, was lang geht.

00:17:57: Und da gab es aber niemanden, der das wusste, was neu war.

00:17:59: Das Wissen war nicht da.

00:18:01: Und zu behaupten, so ist es oder so ist es nicht, ist eigentlich ... Auch unzulässig.

00:18:05: Das heißt, was den Leuten klar wurde, man weiß es nicht.

00:18:09: Und was ist, wie kommt man zu wissen?

00:18:12: Und die haben glaubt, die mRNA-Impfung ist neu, was nicht stimmt.

00:18:16: Die mRNA war auch nicht neu entdeckt.

00:18:19: Und das ist missbraucht worden für die Politik.

00:18:24: Und ich glaub, das hat so einen Schaden angerichtet.

00:18:27: Und warum das auch wirklich schlecht ist?

00:18:30: Weil es gibt sowas wie placebo und nocebo.

00:18:34: Und wenn man Angst vor Medikamenten hat, vor Nebenwirkungen, sind sie stärker, als wenn man keine Angst hat.

00:18:39: So viel Placebo positiv wirkt, wirkt noch Zebo negativ und viel stärker und länger anhaltender als das Placebo.

00:18:46: Das heißt, bei den klinischen Studien für die Impfungen haben ja viele nur Kursalslösungen bekommen und keine Impfungen hatten trotzdem Nebenwirkungen, dreißig Prozent.

00:18:54: Ja, und damit spielt man nicht.

00:18:57: Weil wenn zum Beispiel jemand in einer Therapie braucht und hat aber so viel Angst, Und die Nozzebo-Nebenwirkungen sind so stark, dass man sie abbrechen muss, kann das deutlich sein.

00:19:05: Also damit, finde ich, darf man nicht spielen.

00:19:08: Ueselto, du kommst ganz viel herum, du recherchierst ganz viel auch für deine Geschichten.

00:19:14: Gab es da bei dir auch schon Momente, wo du dir gedacht hast, eigentlich ist etwas wissenschaftlich bewiesen und trotzdem glauben die Leute nicht dran oder glauben, dass sie nicht.

00:19:29: Immer wieder stößt man auf so etwas.

00:19:34: Ich habe schon ein bisschen den Eindruck, dass es in unserer Gesellschaft Bildung bedeutet.

00:19:42: Wenn jemand gut gebildet ist, dann meint man immer, Der ist humanistisch gebildet, der hat wahnsinnig viel Goethe gelesen, der weiß kennen alle Theaterstücke, der geht in die Oper, der ist belesen im Sinne von Kunst und Kultur interessiert und so weiter.

00:19:56: Und ganz selten meint man damit aber jemand ist wissenschaftlich gebildet und das finde ich interessant.

00:20:02: Das bewirkt meiner Beobachtung oder meiner Theorie nach, dass das für einen wie eine Art Black Box wirkt, die Wissenschaft.

00:20:11: Also die Leute wissen glaube ich gar nicht, wie streng die Wissenschaftlerinnen mit sich selber sind und miteinander.

00:20:18: Also, dass eine Studie einfach so, wie es ja auch im Falle von Garonne ist, das wird jetzt einfach so durchgepeitscht, dass so funktioniert das nicht.

00:20:27: Es gibt ganz, ganz strenge Mechanismen und Schranken in der Wissenschaft, die nicht, es wird nicht einfach so ohne Peer Reviews und ohne Doppelblinsch.

00:20:39: Das gibt ja ganz hohe Standards in der Wissenschaft.

00:20:42: Und ich glaube, das ist vielen Leuten nicht bewusst.

00:20:45: Das wäre, finde ich, ganz schön, wenn in unseren Bildungskanon ein bisschen mehr davon kommen würde.

00:20:52: Also wenn wir uns auch vielleicht selber mehr trauen zu sagen, ich möchte es jetzt aber wissen.

00:20:57: Ich rede mal mit einer Naturwissenschaftlerin und schaue mir an, wie macht man denn ein Gehen auf oder ein Moleküle?

00:21:05: Was weiß ich, was du immer aufmachst.

00:21:07: Eine

00:21:08: Zelle, eine Zelle.

00:21:09: Aber da braucht man eben die Wissenschaftlerinnen zum Angaben.

00:21:11: Ja, natürlich.

00:21:12: Und dann ist es vielleicht auch gar nicht mehr so schreckend und dann sieht man vielleicht auch, was für ein Apparater dahinter steckt und dass das nicht irgendwelche Einzelpersonen sind, die einfach irgendwas behaupten.

00:21:21: So ist es nämlich nicht.

00:21:22: Welterfrauen

00:21:23: widmet eine ganze Ausgabe dem Thema Wissenschaft und darin gibt es auch einen... eine Geschichte zu Pseudo-Wissenschaften.

00:21:29: Aber René, was ist eigentlich der Unterschied zwischen echter Wissenschaft und Pseudo-Wissenschaft?

00:21:35: Und ist das immer auch erkennbar gleich auf den ersten

00:21:37: Blick?

00:21:39: Keine Ahnung.

00:21:39: Ich könnte nicht sagen, was Pseudo-Wissenschaft ist.

00:21:42: Damit habe ich mich nicht auseinandergesetzt.

00:21:44: Ich glaube, wir meinen damit alles, was eben nicht in der, was einen wissenschaftlichen Anstrich bekommt.

00:21:53: Also weißt du, wenn es dann so heißt?

00:21:54: Lügen werden das.

00:21:55: Ja, genau.

00:21:57: Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass in den letzten Jahren oder auch Jahrzehnten wahrscheinlich schon Esoterik ein wahres Revival erlebt hat.

00:22:07: Wie siehst du diesen Trend?

00:22:10: Die Erfindung Gottes und das Leben nach dem Tod ist ja eine geniale Erfindung, um Geld zu machen.

00:22:15: Schauen Sie, wie reich die Kirchen sind.

00:22:17: Und die Esoterik ist das Gleiche.

00:22:19: Es ist ein Geschäft.

00:22:20: Ich wundere mich wirklich fast alles in der Zeitung von Astrologie.

00:22:23: Es gibt ja auch teilweise werden ja solche, ich sage es mal, esoterischen Dinge mit Fake-Studien belegt.

00:22:29: Das kann man sich dann online anschauen.

00:22:31: Und ich habe das vor kurzem mal gemacht.

00:22:32: Ich möchte auch nicht sagen, bei was es war.

00:22:34: Aber da wurde dann eine Studie online präsentiert.

00:22:36: Und da wurde die Studie beschrieben, wie das gemacht wurde.

00:22:40: Das war ganz abenteuerlich.

00:22:42: Und am Schluss ist dann gestanden, die Studienteilnehmer war eine Person.

00:22:45: Und ich denke mir, das sind so Dinge.

00:22:47: Wenn du nur liest, da wurde eine Studie dazu gemacht.

00:22:50: Dann denkst du dir vielleicht, wow, eine Studie wurde dazu gemacht.

00:22:53: Aber das Wort Studie an sich ist ja jetzt nicht geschützt.

00:22:57: Und ich finde, diese Dinge zu durchschauen und selber zu hinterfragen, selber weiterzudenken, als vielleicht man es bisher gewöhnt ist und sich selber immer, also mit dem, was du eingangs auch gesagt hast, immer fragen, warum ist das so?

00:23:10: Was passiert da genau?

00:23:11: Also diese Fragen zu stellen, ich glaube, das könnten wir uns schon aneignen, auch als nicht wissenschaftlich ausgebildete Personen.

00:23:20: Es

00:23:20: ist ja auch ein Selbstschutz, dass man nicht betrogen geht.

00:23:24: Also was mich ermaisen ärgert ist, wenn ich merke, dass jemand einem Kind oder anderen Menschen belügt und betrügt mit irgendwelchen Behauptungen und damit der Geld verdient.

00:23:36: Deswegen denke ich mir, es sollte jeder selbst interessiert sein, dass er nicht betrogen wird.

00:23:39: Ich mache jetzt einen ganz krassen Themenwechsel wieder.

00:23:42: Du lebst hier jetzt auf eine hundert Meter Seehöhe mitten in der Natur, fährst zwei bis dreimal die Woche, hast du gesagt, runter ins Tal, um einkaufen zu gehen oder eben mit deinen Kräutern auf den Markt.

00:23:53: vermisst du die universitäre Welt gar nicht?

00:23:57: Komischerweise nicht.

00:23:59: Ich liebe ja Wien und ich bin super gerne in Wien.

00:24:01: Aber wenn ich hier bin, wenn ich hier, dann denke ich überhaupt nicht an Wien.

00:24:05: Und ich bin nicht sehr oft in Wien.

00:24:09: Ja, es kommen viele meiner Freunde und Studierenden und die kommen mich besuchen.

00:24:13: Ich habe sehr viel Kontakt mit den Leuten von früher.

00:24:16: Aber vermissen du es nicht?

00:24:17: Nein.

00:24:18: Es wundert mich selber, aber ich bin hier so beschäftigt und so erfüllt, dass ich.

00:24:22: Ich bin ein sehr zukunftsorientierter Mensch.

00:24:24: Ich bin nicht jemand, der in die Vergangenheit denkt und denkt, was der ist, was er ist.

00:24:27: Ich kann mich erinnern, dass du mir erzählt hast, als du in Pension gegangen bist, dass du ganz bewusst gesagt hast, ich räume jetzt hier meine Professuren-Sessel sozusagen und mache Platz für, was auch immer danach kommt, nehme dabei auch in Kauf, dass vielleicht gewisse Hypothesen offen bleiben und so weiter.

00:24:44: Und das ist mir damals schon hängen geblieben, weil es gibt es ja ganz oft, dass das Professoren hängen bleiben oder Professorinnen hängen bleiben, an den Instituten und sozusagen es nicht loslassen können.

00:24:56: Und das hast du, glaube ich, auch durch den Umzug hierher ganz gut.

00:24:59: Ja, weil das sollte ich nicht.

00:25:00: Nämlich geh ich an den Instituten im Rahmen Kaffee trinken, pratschen, den Jungen sozusagen den Platz und das Geld wegzunehmen.

00:25:06: Usel,

00:25:06: du hast jetzt gesagt, René hat sich gedacht, ich räume meinen Sessel.

00:25:09: René, das hast du dir öfter in deinem Leben gedacht.

00:25:12: Du hast als eine der ersten und als eine von ganz wenigen Frauen damals einen Platz in der Akademie der Wissenschaften bekommen.

00:25:22: und bist dann ausgestiegen.

00:25:24: Warum?

00:25:26: Weil ich mich erstens dort nicht wohlgefühlt habe.

00:25:28: Und mir hat es sehr gewundert, dass es solche Wellen geschlagen hat, weil erstens habe ich schon wie ich reingekommen wurde, da haben wir gedacht, bitte, was haben wir denn?

00:25:36: Das ist nicht meine Welt, das ist die Eitelkeit und nur eine lustige Geschichte.

00:25:41: Am ersten Tag gibt es eine Festveranstaltung.

00:25:44: Sitzt so ein älterer Herr, ne, da dürfen ja nur die wirklichen, die ordentlichen Mittler der Natur wissenschaftlich Mathematischen Klasse sitzen, der schaut mich immer an, so ganz irritiert.

00:25:54: Frag ich ihn, warum er mich so anschaut, ob jemand sich sagt, eher Frauen dürfen hier nicht sitzen.

00:25:58: Ich habe gesagt, ich bin nicht mehr verheiratet.

00:26:00: Können wir noch kurz dazusagen, in welchem Jahr das

00:26:02: war?

00:26:03: Zwei-tausend-drei oder vier, das weiß ich gar nicht, zwei-tausend-drei, glaube ich.

00:26:10: Und da waren so viele frauenfeindliche Veranstaltungen und Ereignisse, die ich gestattet habe.

00:26:15: Und dann habe ich mir gedacht, ich will da nicht Mitglied sein.

00:26:19: Und wenn ich Mitglied einer Partei oder Mitglied eines Vereins bin, dann unterstützt man ja den Verein mit seiner Mitgliedschaft und das wollte ich nicht.

00:26:25: Man doch dann gehe ich einfach.

00:26:27: und für mich, wenn ich aus der Kirchen ausgetreten bin, bin ich aus der Akademie ausgetreten.

00:26:32: Du hast doch erzählt, dass ich glaubte, du bist ein Mann wegen deines Vornamens.

00:26:37: Nee, nee, das war Ihnen nicht klar.

00:26:38: Gleich aber auch

00:26:38: den Brief, sehr geehrter Herr Prof.

00:26:40: Schröder.

00:26:41: Sie sind gratuliere, sie sind jetzt in der Akademie aufgenommen worden, denke ich mir, all lustig.

00:26:45: Also die Welt der Wissenschaft ist wahr immer und ist wahrscheinlich noch immer eine sehr männliche Welt.

00:26:50: Du hast dich auch eigentlich Zeit deines beruflichen Lebens kritisch geäußert zu Themen wie der Benachteiligung von Frauen innerhalb der universitären Strukturen.

00:27:04: Du hast daher aber auch immer Frauen in der Wissenschaft gefördert.

00:27:07: Du hast sogar den Special Honor Award for Women in Science dafür bekommen.

00:27:12: Warum ist es denn immer noch so?

00:27:14: dass Frauen es in dieser Welt schwerer haben als Männer.

00:27:17: Und es ist noch gar nicht so lange.

00:27:20: Also die RNA-Welt, das RNA-Forschungsgebiet, sind sehr, sehr viele Frauen.

00:27:25: Weil so in den Siebziger, Achtziger Jahren, weil der Meinung, die ist nicht wichtig.

00:27:30: Es ist sehr schwer damit zu arbeiten, weil sie sehr instabil ist.

00:27:33: Und wenn der Zauber arbeitet, ist die RNA abgebaut, bevor man sie in der Pipette hat.

00:27:37: Und da waren viele Frauen und sehr viele Frauen, die sehr Fördernd waren für andere.

00:27:45: Es gibt ja sehr viele Nobelpreise für Frauen im RNA-Gebiet.

00:27:49: Das war so neu.

00:27:50: Und ich kann mich erinnern, wie Professor Ofen war, dass man mich gerne jemandem mit RNA arbeitet.

00:27:57: Kapitän, zehn Jahre, kein Mensch mehr.

00:27:58: über die RNA.

00:27:59: Haben sie in den Achtzigern, Neunzigern.

00:28:02: Und das ist immer noch Überraschungen.

00:28:03: Aber es ist ein Feld, wo sehr viele Frauen sind.

00:28:07: Warum ich mich immer durch ... Ja, ich habe einfach nicht Dinge nicht gefallen lassen.

00:28:11: Es war einfach für mich klar.

00:28:14: Wo Grenzen sind, ja, no go is no go und man muss sich wehren.

00:28:19: Und ja, da ist es eigentlich schon wesentlich besser, aber es ist natürlich seit ein paar Jahren der Backlash.

00:28:25: Backlash in der Aufklärung, Backlash in der Wissenschaft, Backlash in den Sexismus, in der Homophobie, ja, also das ist leider eine Wellenbewegung.

00:28:37: Du hast Frauen immer unterstützt.

00:28:39: Das ist auch ein Thema, Ursula, für das du brennst.

00:28:41: Und du hast ja mir auch einmal gesagt, du schreibst über Dinge, für die du brennst oder für die andere Menschen brennen.

00:28:48: Du erkennst, wie sehr sie dafür brennen.

00:28:50: Wie sehr beschäftigt dich dieses Thema?

00:28:54: Ja, es beschäftigt mich sehr, weil es ... überall mir begegnet.

00:29:00: Also ich bin ja durch meinen Job nicht den auf einen Gebiet sozusagen beschränkt, das ist ja irgendwie das wunderbare Armschonalismus, sondern dass ich immer wieder und ich glaube auf das als so angespielt, dass ich also das verbindende Element in all diesen Themen ist, dass es Menschen gibt, die so begeistert davon sind, dass sie vermutlich sprühen und das kann sein von der Biochemikerin bis zur Schusterin.

00:29:22: Also es ist ja jeder dieser Personen brennt für irgendwas.

00:29:26: Aber es ist einfach ganz selten so, dass ich das Gefühl habe, dass sind Frauen wirklich gleichberechtigt.

00:29:36: Also das ist auch im Journalismus begegnet mir das immer mal wieder, dass ich mir denke, es gibt einfach Hürden und es sind die Frauen, die diese Hürden nehmen, sind aus einem bestimmten Holz, oder man sagt nicht das Holz gestrickt, sind aus einem bestimmten Schnitz.

00:29:56: Ja, mit Worten.

00:29:59: Und das finde ich so schade.

00:30:02: Es ist einfach nach wie vor so, dass es einem überall begegnet.

00:30:04: Und das sind Kleinigkeiten wie ... Der Mann meiner Kinder, mein Mann wurde noch nie gefragt, wo denn seine Kinder sind, wenn er drei Tage auf Reportage ist.

00:30:13: Ich aber sehr wohl.

00:30:15: Und das davon sind, ist unsere Welt leider durch Drungen.

00:30:18: Und insofern beschäftigt mich das.

00:30:22: Abgesehen davon, dass ich eben versuche in der Erziehung meiner Kinder.

00:30:26: denen ein bisschen anders vorzuleben, finde ich, ist das ein Thema, das man gar nie und nirgends ausblenden kann und darf, weil es gibt einfach noch wahnsinnig viel zu tun und wahnsinnig viel auf das wir aufpassen müssen, weil es eben Frauen wie die Renée gab, die in den, ich sage jetzt mal, siebziger, neunzigern, so viel geleistet haben.

00:30:47: für die Gleichstellung der Frauen.

00:30:49: Und jetzt haben wir diesen Backlash.

00:30:51: Und das ist einfach nicht selbstverständlich, dass es so bleibt, dass diese Errungenschaften bleiben, sondern wir müssen ganz arg darauf aufpassen.

00:30:58: René, du hast ja für deinen Engagement in den Wiener Frauenpreis erhalten.

00:31:05: Jetzt haben wir schon zweimal das Wort Backlash gehört.

00:31:08: Ich brauche wahrscheinlich jetzt nicht mehr zu fragen, hat sich etwas verändert oder gebessert, sondern wo stehen wir denn jetzt?

00:31:15: Also genau, weiß ich das nicht, aber es geht schon in die richtige Richtung.

00:31:19: Aber zu langsam.

00:31:20: Viel zu langsam.

00:31:22: Und was in den letzten Jahren passiert, ist für mich sowieso sowas von unverständlich.

00:31:28: Das normalen denkende Menschen auf einmal Dinge akzeptieren, wo ich mir denke, das kann ja wohl nicht sein.

00:31:34: Können wir es konkretisieren, was zum Beispiel?

00:31:36: Was sprichst du da an?

00:31:37: Ja,

00:31:39: Sexismus, Gewalt, Leute wie der Putin.

00:31:43: Es gibt, finde ich, Wenig positive Männerbilder generell.

00:31:48: Die sollte man eigentlich suchen.

00:31:50: Wo sind die Männer, die eigentlich glücklich sind, intelligent sind, offen sind, glücklich, also wirklich partnerschaftlich sein können.

00:31:56: Weil diese Putins und Trams für sie sind nicht glücklich.

00:32:00: Und das ist ja nicht ungefährlich.

00:32:01: Aber wo wir jetzt stehen, ich hoffe, sind in einem Tal und es geht dann bald wieder bergauf.

00:32:08: Ursle.

00:32:09: Kommen wir zurück zum Anfang unseres Gesprächs, nämlich zu eurer Zusammenarbeit.

00:32:13: Wie sieht die jetzt aus?

00:32:16: Ja, also wir sind ... Ich glaube, mit den großen Buchprojekten, die wir gemeinsam erschaffen haben, sind wir eigentlich, ich habe ich eines Tages verkündet, sind wir jetzt durch, weil ich habe wirklich dann das Gefühl gehabt, ich möchte mich jetzt einmal mit der Renée unterhalten, ohne dass ich das Gefühl habe, ich muss alles aufschreiben und noch die an mir merken.

00:32:35: Aber so ganz lässt uns das nicht los.

00:32:37: Also,

00:32:39: ich lasse nicht locker.

00:32:40: Ich möchte von jeweils sagen, da, ich habe ein Buch, ich schreibe ein cooles Buch.

00:32:44: Ich will nichts darüber sagen, aber ich schicke es jetzt vor einem Jahr, habe ich schon das Konzept noch einmal gelesen.

00:32:48: Ja, ich habe schon ein steiles Buch.

00:32:51: Nicht einmal ein kleines Stichwort.

00:32:52: Jetzt haben wir... Ja,

00:32:53: so ein Autobürger.

00:32:54: Es ist zwanzig, vierundachtzig.

00:32:56: Mein Bezug nehmen auf neunzehn, vierundachtzig.

00:33:00: Ich bin hundertdreißig Jahre alt und ich erzähle sozusagen die Zukunft.

00:33:05: Und ich schaffe wissenschaftlich den Homo sapiens ab, weil der ist eigentlich eine Fehlentwicklung der Evolution und erfinde die Homaner et cetera.

00:33:15: Ja, und das ist den meisten... Redaktionen zu steil verlagen.

00:33:21: Und ich möchte die Ursula zu gewinnen.

00:33:23: Da ist es ja nicht meine Muttersprache.

00:33:25: Und ich brauche die Ursula und diese Texte so zu verarbeiten, dass sie lesbar sind.

00:33:28: Aber sie zieht sich.

00:33:28: Aus George Orwells, aus dem Jahr fournundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.

00:33:39: Ja, also ich muss dazusagen, über die vielen Jahre hat sich Rene ihre Schreibse sehr verbessert, weil wir haben ja immer pingpongelere Ausrede.

00:33:46: Nein, wir haben immer pingpongelgespielt.

00:33:48: Ich hab Texte.

00:33:49: Sie hat mir auch

00:33:50: deine wissenschaftlichen

00:33:51: Kenntnisse.

00:33:52: Ich glaube, Ihre Texte sind besser gereift als meine wissenschaftlichen Erkenntnisse.

00:33:58: Also ich bin jetzt ein bisschen in die Rolle der Lektorin vielleicht gegangen in unserer Zusammenarbeit, aber Ich würde es eh niemals jemandem anderen gönnen, dass er mit der René am Buch schreibt.

00:34:13: Insofern, ja, also unsere Zusammenarbeit hat sich verändert, aber die wird niemals aufhören.

00:34:18: Wir werden alles sehr gespannt auf dieses neue Buch warten.

00:34:21: Vielen herzlichen Dank, euch beiden.

00:34:22: Vielen herzlichen Dank, René Schröder, dass wir hier auf diesem wunderschönen Hof mitten in der Natur dieses Gespräch führen durften.

00:34:28: Danke, Ursul, dass du dieses Mal mit dabei warst.

00:34:31: Ich danke.

00:34:32: Ich danke auch.

00:34:33: Hat Ihnen Welt der Frauen zum Hören gefallen?

00:34:35: Alle bisherigen und kommenden Folgen finden Sie überall, wo es Podcasts gibt.

00:34:39: Und wenn Sie unsere Arbeit unterstützen möchten, freuen wir uns sehr.

00:34:43: Lesen Sie Welt der Frauen zur Probe, schenken Sie das Magazin einem lieben Menschen zu einem besonderen Anlass oder abonnieren Sie Welt der Frau für sich selbst.

00:34:52: Alles dazu finden Sie auf www.weltderfrauen.at.

00:34:56: Danke fürs Zuhören.

00:34:57: Wir freuen uns aufs nächste Mal.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.